Cyberangriff sorgt für Chaos an vier großen europäischen Flughäfen

bild: telex.hu

Am Samstag, den 20. September, kam es an mehreren großen europäischen Flughäfen zu massiven Störungen durch einen Cyberangriff. Betroffen waren der Londoner Heathrow Airport, der Flughafen Brüssel-Zaventem, der Flughafen Berlin-Brandenburg sowie der Flughafen Dublin. Passagiere mussten sich auf Flugausfälle und erhebliche Verspätungen einstellen.

Während sich die Lage an den meisten Flughäfen bis Montag beruhigte, blieb die Situation in Brüssel angespannt: Hier wurde am Montag noch immer jeder zweite Flug gestrichen.

Problem mit Check-in-Systemen

Nach Angaben der Flughäfen lag die Ursache in einem Angriff auf die Check-in- und Boarding-Systeme von Collins Aerospace, einem Anbieter, dessen Software weltweit an vielen Flughäfen genutzt wird. Das betroffene System „MUSE“ dient der elektronischen Abfertigung von Passagieren und Gepäck.

Der Mutterkonzern RTX erklärte gegenüber Reuters, dass es sich um eine cyberbedingte Fehlfunktion gehandelt habe. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Störungen zu beheben. Collins Aerospace teilte am Montagmorgen mit, man befinde sich in der Endphase der notwendigen Updates, um die volle Funktionalität wiederherzustellen.

Auswirkungen auf den Flugverkehr

Nach Angaben des Luftfahrtanalyse-Unternehmens Cirium wurden am Sonntag bis 10 Uhr Ortszeit in Heathrow, Berlin und Brüssel 38 Abflüge und 33 Ankünfte gestrichen. Am Samstag waren es 35 Abflüge und 25 Ankünfte. Besonders stark betroffen war Brüssel mit 15 Flugausfällen.

  • In Heathrow kam es laut Cirium nur zu „geringen Verzögerungen“.
  • In Berlin waren die Verspätungen „mäßig“.
  • In Brüssel dagegen kam es zu „erheblichen Verspätungen“.

Der Flughafen Heathrow bat die Passagiere um Entschuldigung und empfahl, vor Langstreckenflügen mindestens drei Stunden, vor Kurzstreckenflügen zwei Stunden vor Abflug am Flughafen einzutreffen.

In Dublin normalisierte sich der Betrieb am Sonntag bereits wieder. Der Berliner Flughafen sprach am Sonntag noch von Problemen, setzte aber auf manuelle Abfertigung, was zu längeren Wartezeiten beim Check-in, Boarding und bei der Gepäckabfertigung führte.

Gefährdete Branche

Die Luftfahrtindustrie zählt laut Sicherheitsexperten zu den zehn am stärksten von Cyberangriffen betroffenen Branchen.

„Die Abhängigkeit von vernetzten digitalen Systemen macht die Luftfahrt zu einem immer attraktiveren Ziel für Cyberkriminelle“, sagte Charlotte Wilson, Leiterin der Abteilung beim Cybersicherheitsunternehmen Check Point, gegenüber Euronews Next.

Sie betonte, dass nur ein mehrschichtiges Sicherheitskonzept die Resilienz erhöhen könne – mit regelmäßigen Updates, der schnellen Schließung von Sicherheitslücken, einer ständigen Überwachung verdächtiger Aktivitäten sowie klar definierten Notfallplänen, damit Flughäfen und Airlines auch dann arbeitsfähig bleiben, wenn digitale Systeme ausfallen.

Wilson fügte hinzu, dass es dazu auch einen besseren Informationsaustausch zwischen Regierungen, Airlines und Technologieanbietern brauche: „Cyberkriminelle nutzen jedes schwache Glied in dieser eng vernetzten Kette. Wenn die Branche Cybersicherheit nicht als Teil der Betriebskontinuität und der Passagiersicherheit behandelt, steigt das Risiko großflächiger Störungen weiter an.“