Eine Insel wird zum Mandala: Gewinner des Kunststipendiums Zeltplatz Residenz 2020 auf Spiekeroog gekürt

Foto: Spiekeroog 

Bereits zum siebten Mal wird der Zeltplatz auf der Nordseeinsel Spiekeroog im Sommer 2020 als Rückzugsort für einen Künstler dienen, der dieses Jahr mit einem Mandala viel Farbe auf die Insel bringt. Zahlreiche Bewerberinnen und Bewerber nahmen an der Ausschreibung zum Thema „FREIRAUM“ teil, die sich an Künstlerinnen und Künstler der Installations-, Land-, Art-, Performance-, Foto- und Videokunst ohne Altersbeschränkung richtete. Im Dezember tagte dann die Jury bestehend aus Kunst- und Kulturschaffenden sowie dem Gewinner des Vorjahres. Die Entscheidung fiel auch diesmal nicht leicht und die Jury betont die hohe Qualität und den Ideenreichtum der eingereichten Projekte, die bis zur Endrunde anonym geblieben sind, um die Aufmerksamkeit uneingeschränkt den Arbeiten widmen zu können. Hierbei wurde vor allem Wert auf den Bezug zur Insel sowie auf die Qualität und die Realisierbarkeit der Projekte gelegt. Außerdem ist nun das Thema für die kommende Ausschreibung bekannt: Ab Spätsommer 2020 dürfen sich Künstlerinnen und Künstler zum Thema „Vogelperspektive“ mit ihren Projekten auf das Kunststipendium Zeltplatz Residenz bewerben.

Das Siegerprojekt bringt vor allem Farbe mit auf die Nordseeinsel – und Skulpturen, die zum Nachdenken anregen

Gewinner 2020: Ein Mandala für Spiekeroog

Diesjähriger Gewinner ist Ghaku Okazaki, der mit seinem Projekt „Mandala Insel“ vor allem Farbe nach Spiekeroog bringt. Das Projekt, das er nun für die Nordseeinsel konzipiert hat, setzt sich damit auseinander, was es eigentlich bedeutet, „Freiraum“ zu kreieren. In seiner Projektidee beschreibt der Künstler den Begriff des Freiraums als ein grenzenlos universelles Feld. Praktisch umsetzen möchte er diesen Gedanken in Form von bemalten Betonskulpturen, die am Ende seiner Residenz auf der Insel platziert werden und sich so wie ein Mandala über die Landschaft Spiekeroogs legen. Durch diese Art der Ausstellung möchte der Künstler einen grenzenlosen Freiraum schaffen, in dem menschliche Kreationen in Harmonie mit der Natur existieren. Ghaku Okazakis bemalte Betonskulpturen laden zum Nachdenken über die Welt ein, indem er die Freiräume, die Spiekeroog bietet, in eine inselfremde Darstellungsform und Farbgebung übersetzt und neu interpretiert. In erster Linie überzeugte die Jury das hohe Maß an malerischer und bildhauerischer Kompetenz, die tiefgehende theoretische und poetische Durchdringung des Themas sowie die außerordentliche Intensität, die die Werke des gebürtigen Japaners auszeichnet und die im starken Kontrast zur inseltypischen Farb- und Formgebung steht.

Kreative Projekte: Von schwimmenden Dächern und wandernden Türrahmen

Auch in diesem Jahr waren wieder viele spannende und kreative Projekte unter den Bewerbungen. Neben Okazakis Mandala beeindruckte vor allem das Projekt „Drifthuus“ von Elard Lukaczik, der mit seiner Idee, ein schwimmendes Dach zu bauen, auf dem zweiten Platz landete. Der Gedanke dahinter nimmt Bezug auf die Insel und deren Geschichte selbst. Als ein Dach, das im Sand liegt und von der Flut emporgehoben wird und somit neuen Raum schafft, beschreibt Lukaczik seine Skulptur, die in den Farben der Insel erschaffen werden sollte.

Eine aktive Auseinandersetzung mit der Insel präsentierte auch das Projekt, das in diesem Jahr den dritten Platz gemacht hat. „Wanderung mit einem Türrahmen“ ist der Titel der Idee von Therese Lippold, die mit der performativen Aktion mit einem Türrahmen die Insel zu durchqueren ein Konzept der Partizipation vorstellte, das mit bewusstem Agieren zum Schaffen des eigenen Freiraums einlädt.

Über die Spiekerooger Zeltplatz Residenz

Das Kunststipendium “Spiekerooger Zeltplatz Residenz” wird von der Nordseebad Spiekeroog GmbH und der Kulturstiftung Spiekeroog ausgerichtet. Der Wettbewerb ermöglicht dem Gewinner oder der Gewinnerin die Umsetzung eines temporären Kunstprojekts auf der autofreien Nordseeinsel. Als Residenz wird ein Zelt auf dem Spiekerooger Zeltplatz zur Verfügung gestellt – daher auch der Name der Aktion – sowie eine finanzielle Unterstützung in Form eines Honorars von 1.200 Euro und bis zu 1.800 Euro Projektkosten. Gefördert werden Kunstprojekte, die im öffentlichen Raum stattfinden, Aufmerksamkeit für soziale und ökologische Problematiken generieren und in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür schaffen. Die Ausschreibung richtet sich an Künstlerinnen und Künstler der Installations-, Land-, Art-, Performance-, Foto- und Video-Kunst ohne Altersbeschränkung. Die erste Spiekerooger Zeltplatz Residenz beschäftigte sich 2014 mit dem Thema „Wohnraum“.

Quelle: Spiekeroog