Im Centro de Portugal wird jeder Weinliebhaber fündig

Foto: Centro Portugal

Längst hat es sich herumgesprochen: Wein aus Portugal ist viel mehr als die legendären Portweine aus dem Dourotal. Allein fünf Anbaugebiete findet man in der Region Centro de Portugal – Grund genug für eine Genussreise durch das landschaftlich so abwechslungsreiche Mittelportugal. Und selbst ausgewiesene Experten kommen bei den hier angebauten Trauben mitunter ins Schlingern. In Portugal kennt man mindestens 500 autochthone Rebsorten. Nicht zu vergessen: Die alte Weinkenner-Regel, dass dort, wo gut getrunken wird, das Essen ebenfalls hohe Qualität hat, bestätigt sich auch im Centro de Portugal. Ein kleiner Rundgang:

Beira Interior
Das 16.000 Hektar große Anbaugebiet wird im Norden vom Douro, im Süden vom Tejo, im Osten von der spanischen Grenze und im Westen vom Gebirge Serra da Estrela begrenzt. Die besseren der Weine aus der Beira Interior dürfen seit Ende 1999 das DOC-Zeichen für Weine aus einem kontrollierten Anbaugebiet tragen. Vielfach liegen große Granitblöcke in den grünen Weinfeldern, rundum ist die Landschaft vom eher rauen Hochlandklima geprägt. Hier entstehen kräftige, stoffige Rot- und Weißweine von mitunter überraschender Eleganz. Eine Besonderheit ist der fruchtig-trockene Rosé „Pinking“, der in der Adega Castelo Rodrigo im gleichnamigen Dorf nach einem eigens patentierten Verfahren gekeltert wird. In der Beira Interior findet man auch etliche andere der mit viel Liebe wieder aufgebauten Historischen Dörfer und der Schieferdörfer. Auf den Speisekarten stehen häufig Zicklein und Lamm, deftige Würste und – ein absolutes Muss! – der so cremige wie kräftige Käse aus der Serra da Estrela, der direkt aus dem Laib gelöffelt wird.

Dão
Die DOC-Region Dão, benannt nach dem gleichnamigen Fluss, liegt im Norden des Centro de Portugal und westlich der Beira Interior rund um die sehenswerte Stadt Viseu. Schon seit 1908 werden hier auf derzeit rund 20.000 Hektar Reben angebaut; die Weine aus dem Dão zählen zu den besten der Iberischen Halbinsel. Die Landschaft ist hier deutlich grüner, neben Wein findet man auch Oliven- und Orangenbäume. Die Weinerzeuger des Dão haben früh erkannt, dass die Zukunft in einer stimmigen Kombination aus Traditionspflege und neuen Wegen liegt. Bis heute werden die Trauben noch wie vor Jahrhunderten in offenen Granitbecken (Lagares) eingemaischt. Vielerorts wurden zugleich große Summen in moderne Kellertechnik investiert. Häufig kommen hier auch Architekturfreunde auf ihre Kosten: Im Weingut Paço dos Cunhas in Santar, rund 16 Kilometer südlich von Viseu, entstand ein aufregend gestaltetes, komfortables Hotel für Weintouristen. Zur Quinta dos Lemos, deren gelungener, kühner Neubau sich harmonisch in die Hügellandschaft schmiegt, gehört auch ein höchst ambitioniertes Restaurant. Die kraftvollen Rotweine des Guts waren dem amerikanischen Wein-Papst Robert Parker immerhin 94 von 100 Punkten wert.

Bairrada
Das Klima der 10.000 Hektar großen DOC-Region Bairrada wird teilweise bereits vom Atlantik geprägt, die Rebfelder beginnen wenige Kilometer hinter der Küste und reichen bis zur Serra do Caramulo und zur Serra do Buçaco im Osten, im Norden und Süden wird das Gebiet durch die Flüsse Vouga und Mondega begrenzt. Bairrada ist vor allem für die dort seit 1890 angebauten Schaumweine bekannt, deren Qualität in den letzten Jahren erheblich gesteigert wurde. Bei den Rotweinen dominieren kräftige Tropfen, die vorwiegend aus der Baga-Traube gekeltert werden. Pflichtprogramm für Besucher sind die Städte Coimbra und Aveiro. Im Restaurant wird man feststellen, dass die Espumantes nicht nur prima als Aperitif schmecken, sondern auch köstliche Begleiter etwa zum hier sehr populären Spanferkel vom Grill sind. Eine Legende aus der Region Bairrada sind die Weine aus dem verwunschenen, im neomanuelinischen Stil erbauten Palasthotel von Buçaco – allein deshalb, weil es sie lange Zeit nur dort zu trinken gab.

Tejo
Schon seit der Antike wird entlang des Rio Tejo Wein angebaut. Rund um Tomar und Abrantes (und auch südlich des Flusses) erstreckt sich das Anbaugebiet Ribatejo. Neben sehr traditionellen Weinhäusern wie etwa der Casal da Coelheira in Tramagal haben sich hier auch viele junge, engagierte Winzer niedergelassen, die spannende Rot- und Weißweine zu oft noch sehr attraktiven Preisen produzieren. Das Probieren lohnt sich!

Lissabon
Auch ein Teil des bis fast in die Hauptstadt Lissabon reichenden Anbaugebietes Estremadura gehört noch zum Centro de Portugal. Völlig verschiedene Klimazonen, unterschiedliche Böden und Rebsorten bringen zwischen Torres Vedras und der malerischen Stadt Óbidos bis zur Grenze des Bairrada-Gebietes eine Vielzahl sehr unterschiedlicher, interessanter Weine hervor. Spannende Architektur und beste Weine findet man u.a. in der Kellerei AdegaMãe in Torres Vedras.