Air Berlin Insolvenz: Gutes Geld dem schlechten Geld hinterherwerfen!?

Air Berlin Flieger vor dem Start - Foto: Flying Media
Air Berlin Flieger vor dem Start - Foto: Flying Media
Air Berlin Flieger vor dem Start – Foto: Flying Media

Stefan Höhm (sh): Nachdem Etihad am 11. August, einem Freitag, mitteilte, den Geldhahn zuzudrehen, weil man anscheinend eingesehen hat, dass Air Berlin ein Fass ohne Boden ist, wirft nun die sich im Bundestagswahlkampf befindliche deutsche Politik dem schlechten Geld möglicherweise noch gutes hinterher.

Bereits  am  darauffolgenden Arbeitstag, am Montag den 14. August, wurde nach angeblich „zähen“ Verhandlungen einem Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen € grundsätzlich zugestimmt. Bisher ist allerdings noch keine Auszahlung erfolgt, über die Gründe kann man nur spekulieren. Dieses Geld –so es denn tatsächlich ausgezahlt wird – dürfte der deutsche Steuerzahler kaum wiedersehen, aber 80.000 Fluggäste am Tag und über 8.500 Arbeitsplätze sind einen Monat vor den Bundestagswahlen schon ein gewichtiges politisches Argument. Hinzu kommen bis zu weitere 70 Millionen € öffentlicher Gelder, die die Bundesagentur für Arbeit nun als Insolvenzgeld zu zahlen hat. Dieses wird bis zu 3 Monate zwischen Insolvenzantrag und Insolvenzeröffnung gezahlt. Die Sozialversicherungskosten sind dann noch einmal oben draufzuschlagen.

Nach Aussagen der Politik sollen die 150 Millionen € den Betrieb von Air Berlin für 3 Monate absichern. Theoretisch mag das stimmen, aber durch den Insolvenzantrag haben sich die Rahmenbedingungen für Air Berlin grundlegend geändert. Zwar ist man nicht mehr durch Altschulden und Gehaltszahlungen belastet. Lieferanten und Flughäfen verlangen von ihrem klammen Kunden aber zunehmend Vorauszahlungen oder deutlich kürzere Zahlungsziele. Hinzu kommt, dass eingehende Buchungsgelder nicht direkt bei der Fluggesellschaft landen, sondern zunächst auf einem Zwischenkonto landen, damit die Kunden bei Nichtdurchführung des Flugs ausbezahlt werden können. Zudem zeigt sich nun, da der erste Schock der Insolvenz verdaut ist, dass sich kaum noch jemand traut, bei Air Berlin zu buchen. Wer aktuell mit der Gesellschaft fliegt, hat sein Ticket im Regelfall schon vor der Insolvenz erworben. Air Berlin hat also weiterhin ein massives Cashproblem und es scheint nicht unwahrscheinlich, dass das Geld schneller verbrannt ist, als man dachte. Bis zur Bundestagswahl Ende September dürfte es aber wohl reichen.

Die bittere Pille für Steuerzahler und Arbeitnehmer sowie die Mutigen, die immer noch bei Air Berlin buchen, könnte dann im Oktober kommen. Wenn es bis dahin nicht gelingt, Air Berlin aufzuteilen, sind alle Arbeitsplätze und auch die 150 Millionen € weg.